Sonntag, 16. September 2018

#indieseptember Tag 16: "Deniable" von Joe Sweeney und Stuart McDermid (PbtA; 2015)

Spionage-Parodien zählen zu meinen Lieblingsgenres, seit ich als kleiner Junge Top Secret von Jerry Zucker (mit einem jungen Val Kilmer) gesehen habe. Austin Powers hat das Genre in den späten 1990ern wiederbelebt. Und Get Smart von 2008 erhält zumindest noch eine lobende Erwähnung. Da liegt es natürlich nur nahe, dass ich das Genre auch im Rollenspiel mag. PbtA mag ich auch. Bringt man beides zusammen, dann erhält man Deniable: A Game of Unwitting Spies Tempted by Easy Money (2015) von Joe Sweeney und Stuart McDermid (Storyweaver). Britischer Spionage-Humor, inspiriert von Serien wie The Avengers (dt. Mit Schirm, Charme und Melone - eine Serie, die ich sehr liebe), Danger Mouse oder Spooks: "We guarantee you’ll be laughing until you cry in no time."
Elevator Pitch: "Deniable is about decidedly average British people coerced into participating in “operations of national importance” by a shadowy espionage organisation. The object of the game is to tell interesting stories about people put in situations for which they are not at all prepared." (S. 4)


Wie bei PbtA-Spielen üblich, hat auch in diesem Spiel alles einen eigenen Namen: die SL wird zum Director, die SCs zu den Protagonists und die X-Card zum "Big Red Button". Man wählt zwischen zwei Stimmungen: Schwarzer Humor oder "Serious Stuff" (S. 13). Freunde kann man sich frei wählen; Familie nicht. Die wird ausgewürfelt (und ja, sie spielt für das Konfliktpotenzial eine Rolle). Die Missionen sind Dossiers und die Reputationsleiter sind die Creds (mit denen sich Würfelergebnisse verbessern lassen). PbtA-Attribute sind Deft, Social, Tough and Sly (also in etwa: Geschickt, Sozial, Zäh und Gerissen) (S. 36). Sollte das typische PbtA-Würfelergebnis sogar nur eine 2 sein, dann kann nicht einmal mehr die Cred das Ruder noch rumreißen: Failure is always an option! (S. 37)


Das Spiel läuft in Szenen ab. Introduction, Drop, Mission, Chase, Slice of Life, Montage und Group Therapy (S. 33). Das Buch beinhaltet zudem Tipps, wie man eine ganze Serienstaffel damit aufbaut (S. 89 ff.), also eine Art Kampagne spielt, inkl. Pilot-Folge und Staffelfinale. 

Das Lesen von Deniable hat mir viel Spaß gemacht. Denn das Buch ist kurz (108 Seiten) und verzichtet auf unnötigen Ballast. Es ist pures PbtA, so dass man schnell reinkommt, wenn man mit PbtA vertraut ist. Die Illustrationen sind allesamt keine, sondern Fotos in schwarz-weiß, von Leuten, die sich verkleidet haben (in etwa so wie auf dem Unboxing-Video oben). Das wirkt am Anfang etwas "billig", aber trägt letztlich zum Spiel bei: Alltägliche Leute verkleiden sich mal mehr mal weniger überzeugend als Agent*innen. Die SL Moves (S. 76) sind die gewohnten - vielleicht hätte man hier mit etwas mehr Kreativität ein paar besonders schöne eigene Moves gestalten können?

Es ist ein etwas unbekannteres PbtA-Spiel und es ist fraglos nicht das allerbeste (im Sinne von Regelanpassung ans Setting). Der große Teil der Kreativität der Entwickler ging in die zahllosen Würfeltabellen. Eigentlich bin ich kein Fan davon. Aber diese sind so absurd, dass es Spaß macht, sie zu lesen und sicher auch, sie im Spiel einzusetzen. Es kostet aktuell (Stand Sept. 2018) auf DriveThruRPG nur $10 und das ist es auf jeden Fall wert.


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