Freitag, 14. September 2018

#indieseptember Tag 14: "Lovecraftesqe" von Becky Annison und Josh Fox

Ich habe schon in meiner Rezension zu Nathan D. Paolettas Annalise ein paar Mal auf Lovecraftesque hingewiesen, weil beide Spiele eine vergleichbare Spielmechanik und Dramaturgie haben. Dass ich Lovecraftesque dennoch hier vorstelle, liegt nicht zuletzt daran, dass ich letzte Woche erst Gelegenheit hatte, es zu spielen - zusammen mit @Trotzflocke und @ThorstenPankin (letzterer berichtet mit kritischem Blick über die Spielerfahrung auch auf seinem Audioblog Ungeplantes Gerede). Da sich das Spiel in der Community wachsender Beliebtheit erfreut, nehme ich es gerne in meinen #indieseptember mit auf.

Elevator-Pitch: Lovecraftesque ist ein rundenbasiertes, spielleiterloses und vorbereitungsarmes Erzählspiel, in dem die Hauptfigur Hinweise sammelt, um dadurch nach und nach einem kosmischen Grauen auf die Spur zu kommen, dem sie sich am Ende in irgendeiner Form stellen muss.


Am Tisch teilt man sich in jeder Szene die Rollen auf: Zeug*in (das ist die Hauptfigur), Erzähler*in (temporäre SL) und Beobachter*in (ergänzende SL). Diese rotieren, so dass jede*r mehrfach jede Rolle übernimmt, um so kollaborativ eine Geschichte des kosmischen Horrors zu erzählen. Nach einer Setup-Phase, in der sich alle über den Ton, die Epoche, den Ort etc. verständigen, geht es auch schon los in die erste Szene. Man kann das Spiel völlig frei oder mit suggestiven Cue Cards spielen. Wir haben es frei gemacht und ich hatte nicht das Gefühl, dass etwas "fehlte". Die*Der Erzähler*in berichtet in guter SL-Manier das Geschehen, in dem sich die*der Zeug*in wiederfindet. Letztere*r agiert wie gewohnt in einem Rollenspiel und spielt. Beobachter*innen können Details ergänzen oder auf Wunsch einige der NSCs übernehmen. Jede Szene endet damit, dass ein Hinweis (clue) auf den kosmischen Horror entdeckt wird. Das ist etwas, das geheimnisvoll ist, aber unter Umständen gerade eben noch so rational zu erklären ist: Ein Mensch verschwindet in einem Spiegelkabinett? Vermutlich hat er die Gelegenheit genutzt, um aus diesem Nest zu entkommen!


Der erste Teil besteht aus fünf solcher Szenen. Der zweite Teil hat eine Anzahl von 1-3 Szenen. Denn nach jeder Szene in Teil 2 kann bereits die Reise in die Dunkelheit erfolgen, wenn die Erzählung bis dahin den nötigen Fortschritt gemacht hat. Diese Reise besteht aus einer einzigen großen Szene, in welcher die Spieler*innen in Zügen vorgehen. Ziel ist das Annähern an den großen Horror. Anders als zuvor, kann pro Zug jede*r eine der drei Rollen frei wählen. Nach mind. 12 Szenen kann die*der Zeug*in am Ziel angekommen sein und dem großen Horror gegenüberstehen. Nach diesem bleibt nur noch Platz für einen Epilog und das Spiel endet. Düster und geheimnisvoll, wie es begonnen hat.

Es ist kein Spiel über Gewalt und eine Regel sagt explizit, dass dem*der Zeug*in kein Schaden widerfahren darf. Das Geheimnisvolle wird dadurch gesteigert, dass die Spieler*innen zwischen den Szenen angehalten sind, Vermutungen über das Geschehen anzustellen und sich je für sich aufzuschreiben.

Anders als bei Annalise gibt es kein Claim-System, das mit Münzen oder irgendeiner Spielwährung operieren würde. Ansonsten sind die Spiele recht ähnlich: Bei Annalise ist der Vampir das große Grauen. Im The Gauntlet-Podcast wird auch diskutiert, inwiefern Lovecraftesque Ähnlichkeiten mit Touched by Evil aufweist, das Liebhaber dieses Genres vermutlich auch einmal anschauen sollten.

Actual Plays gibt es einige, darunter auch viele in nicht-englischer Sprache. Hier drei Empfehlungen und eine Besprechung im Gauntlet-Podcast:

Eric Vulgaris in Once Upon a Game

Indie+-Runde von Lovecraftesque

Mikael Tysvær spielt Lovecraftesque im Gauntlet

Besprechung von Lovecraftesque im Gauntlet-Podcast

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