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Als der Gauntlet (@GauntletRPG) vor wenigen Tagen auf Twitter eine Umfrage startete, welches Spiel "your favorite 'youths investigating things' rpg" sei, gewann TftL mit deutlichem Vorsprung von 49% vor Kids on Bikes (mit 24%) und Bubblegumshoe (15%). Kurz: Für das erste Wochenthema meiner #indieseptember-Reihe ist dieses Spiel ein würdiger Abschluss. Anders als die meisten anderen Spiele, die ich in dieser Woche vorgestellt habe, habe ich TftL noch nicht spielen können (also: wer hat Lust?) ;) Der folgende Eindruck basiert allein auf Regellektüre und dem Anschauen einiger APs.
Tales from the Loop: Die Regeln
Von den eingangs genannten Free League-Spielen ist TftL laut Verlagsleiter Tomas Härenstam das mit dem geringsten Regelcrunch (siehe dazu das ebenso hörenswerte wie sympathische Interview mit Tomas auf der Terrible Warriors-Reihe "Meet the Makers", in dem Tomas auch zugibt, dass es in seiner Rollenspielbiografie eine Phase des Nichtspielens gab... die kennt vermutlich jede*r Rollenspieler*in und ich plane, demnächst einen Artikel darüber zu schreiben). Nicht, dass Mutant besonders crunchy wäre, aber für Erzählspieler*innen hat es tatsächlich eine Menge Regeln und Mikromanagement. Dennoch sagt Tomas über die auch in TftL genutzte Engine: "That's core for all of our game systems. The core is so very simple: Roll some dice, get sixes, and the more you get the better it is. That's really so super simple."
Das Spiel verwendet die Year Zero Engine aus dem Free League-Spiel Mutant: Year Zero (dt. vom Uhrwerk-Verlag: Mutant: Jahr Null, das System, auf dem bspw. auch Coriolis und Die Verbotenen Lande basiert). Das ist ein ziemlich eingängiges W6-System, bei dem man einen je unterschiedlich großen W6-Würfelpool zur Verfügung hat, um in der Regel mind. eine Sechs zu erzielen (bei sehr schweren Aktionen auch schon mal 2-3 Sechser). Es gibt Möglichkeiten Boni auf die Würfe zu erhalten, bspw. durch einen besonderen Gegenstand, den jedes Kind besitzt. Ein misslungener Würfelwurf kann mit einem Glückspunkt wiederholt werden. Es gilt, dass die Kinder, kompetenter sind, je älter sie sind (max. 15 Jahre alt), aber dafür auch weniger Glück haben; jüngere Kinder wiederum haben weniger Punkte auf ihre Werte zu verteilen, dafür aber auch mehr Glückspunkte.
Paul Stefko erklärt die Core Mechanics von Tales from the Loop
Sollte trotz allem ein Wurf misslungen sein, können die Spieler*innen, wie in der Year Zero-Engine üblich, ihren Wurf pushen. Das geht so, dass man den Wurf sofort wiederholt und der Charakter dafür geistig oder körperlich an die Grenzen geht (pushing yourself). Mechanisch erhält der Charakter dafür einen Zustand (condition). Es gibt fünf davon und die ersten vier sind noch überschaubar: "Upset, Scared, Exhausted and Injured" (S. 62). Pro Zustand erhält man -1 auf die Würfe. Der fünfte Zustand ist broken und bedeutet, dass bis zur Heilung alle Proben automatisch scheitern! An seine Grenzen zu gehen kann also in einer kritischen Situation die Rettung bringen, aber hat in der Folge dann auch unangenehme Auswirkungen. Abbauen kann man die Zustände nur narrativ, wenn man Zeit (also eine ganze Szene) mit seinem Anker (anchor) verbringt, das ist eine Person, bei der man sich wohlfühlt, Freund*in, Familienmitglied, Lehrer*in...
Die Charaktererschaffung ist ebenfalls recht einfach gehalten. Man wählt einen Typ, wie bspw. "Bookworm", "Computer Geek", "Popular Kid", "Troublemaker" oder "Weirdo". Man wählt das Alter inkl. der damit verbundenen Vor- und Nachteile (s.o.). Man verteilt die Punkte auf die stats und die Glückspunkte (s.o.). Man hat zusätzlich noch 10 Skillpunkte zum freien Verteilen. Und abschließend wählt man noch je einen typischen Gegenstand (iconic item), ein Problem, das der Charakter hat (problem), einen Antrieb (drive) und einen Stolz (pride). Das war's. Jetzt nur noch die Verbindung zu den anderen Charakteren herstellen, Name, Beschreibung und Lieblingslied bestimmen und fertig ist die Charaktererstellung in Tales from the Loop. Im Spiel kommen Werte zum Tragen, die man als geübte*r Rollenspieler*in schnell begreift, wie Erfahrungspunkte und die bereits erwähnten Zustände (conditions). Sehr viel mehr crunch gibt es tatsächlich nicht.
Tales from the Loop: Das Setting
Fria Ligan (Free League) ist ein schwedischer Verlag und daher ist das Standard-Setting ein schwedisches, genauer gesagt, die M-Inseln in der Nähe der Hauptstadt Stockholm. Für die englische Ausgabe von TftL hat man ein US-amerikanisches Setting hinzugefügt. Und es wird eigens darauf hingewiesen, dass der "Loop" (also der unter der Stadt befindliche Teilchenbeschleuniger) auch überall sonst auf der Welt stehen kann (etwa in Paderborn, wie das im Orkenspalter Actual Play der Fall ist, siehe verlinktes Video weiter unten). Mit einem Durchmesser von rund 26 Kilometern ist der Teilchenbeschleuniger unter der Erde gewaltig. Weitere Ergänzungsbeschleuniger bringen es immerhin noch auf 20 bzw. 16 Kilometer.
Als SL nimmt einen das Buch gut an die Hand. Es beschreibt, welche drei Arten von zu erforschenden Geheimnissen es gibt: "Human Error, Conflicts and Mischief." (S. 78) und schlüsselt diese detailliert auf. Wenn man um Ideen verlegen ist, findet man hier sehr schnell Anregungen.
Auch die Phasen des Spiels -- Einführung der Charaktere, Einführung des Geheimnisses, Alltagsszenen, Lösen des Geheimnisses -- sind gut beschrieben und geben einem eine gute Vorstellung vom Ablauf und vom pacing des Spiels.
It isn't known how a small nation like Sweden could afford such a massive undertaking, as large parts of the project's budget were classified, but there's speculation that private investors, international corporations, universities, and the US government provided funds in exchange for access to the facility and the results of the research conducted there. (S. 26)Natürlich sind die meisten der im Loop durchgeführten Experimente streng geheim. Es gibt allerlei Spekulationen und Gerüchte. Aber man sollte sich nicht wundern, wenn riesige Reptilien oder Roboter oder Monster durch die Gegend laufen (oder fliegen). Die Präsenz von Militärtruppen ist ebenfalls kein seltener Anblick.
Als SL nimmt einen das Buch gut an die Hand. Es beschreibt, welche drei Arten von zu erforschenden Geheimnissen es gibt: "Human Error, Conflicts and Mischief." (S. 78) und schlüsselt diese detailliert auf. Wenn man um Ideen verlegen ist, findet man hier sehr schnell Anregungen.
Auch die Phasen des Spiels -- Einführung der Charaktere, Einführung des Geheimnisses, Alltagsszenen, Lösen des Geheimnisses -- sind gut beschrieben und geben einem eine gute Vorstellung vom Ablauf und vom pacing des Spiels.
Fazit
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Ich habe das Buch nur als PDF, überlege aber, es mir in gedruckter Form zu kaufen, einfach, weil es wirklich sehr sehr schön gestaltet und illustriert ist. Man kann auch gleich PDF und Buch als Bundle kaufen, etwa beim Sphärenmeister.. Die englische Fassung scheint auch sehr gut lektoriert worden zu sein. Ich habe trotz langer Lektüre keine Fehler entdecken können. Fazit also rundum positiv. Wer spielt mit?
Es gibt auch allerhand Erweiterungen und Zusatzmaterial. Zum Beispiel eigens angefertigte Tales from the Loop-Würfel, Kartenmaterial, das Kampagnenbuch Our Friends the Machines & Other Mysteries, die zeitliche Fortsetzung der Geschichten in den 1990ern: Things from the Flood uvm.
Actual Plays
Der Popularität von Tales from the Loop ist es zu verdanken, dass es eine Vielzahl von APs gibt, darunter sogar - und das ist durchaus etwas Besonderes - welche auf deutsch, von Orkenspalter TV, live aus der Sternwarte Paderborn.
Orkenspalter TV-Actual Play Tales from the Loop aus der Paderborner Sternwarte: Teil 1von5
OneShot von Tales from the Loop von Saving Throw
Adam Koebel (Designer von Dungeon World) leitet einen TftL-OneShot
Rezension und Spieltest auf Teilzeithelden.de
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