Donnerstag, 26. Dezember 2019
Rollenspielhalbjahresstatistik 2019, Teil 2
Im Juli hatte ich bereits hier über meine Rollenspielhalbjahresbilanz 2019 (Teil 1) geschrieben. Das erste halbe Jahr 2019 war ein sehr rollenspielreiches Jahr für mich. Der Bruch kam etwa im September, als mich eine Arbeitslawine überrollt hat und ich kaum noch zum Spielen kam. Da ich im Juli und August aber viel gespielt hatte, sind die Halbjahre in Summe fast ausgeglichen. Alle, die mit mir in den letzten Wochen gespielt haben bzw. für die ich geleitet habe: Entschuldigt noch einmal, wenn ich nicht so konzentriert und bei der Sache war. Das Konzentrieren fiel mir nach langen Arbeitstagen manchmal sehr schwer. Wie gesagt: Hoffen wir auf ein besseres 2020!
Freitag, 4. Oktober 2019
Französische Rollenspiele / Rollenspiele auf Französisch
Vivien Féasson
Vivien Féasson (@Mangelune), den ich erst kürzlich hier über seine eigenen Spiele Perdu sous la pluie und Libreté sowie die französischsprachige Rollenspielszene in den 1980ern interviewte, empfahl mir gleich eine ganze Reihe von Spielen.Mittwoch, 18. September 2019
#indieseptember Tag 45: "Trophy" von Jesse Ross (2018)
Ich hatte schon vor zwei Wochen ein Spiel von Jesse Ross (zusammen mit Lauren McManamon) vorgestellt, Girl Underground, sowie gestern Jesses Bearbeitung von John Harpers Lady Blackbird (gemeinsam mit Rich Rogers). Wer Jesse auf Twitter folgt (@jesseross), weiß, dass er gerade an Trophy arbeitet, seinem play-to-lose-Spiel über psychologischen Horror. Wie Girl Underground auch, ist Trophy ein Forged in the Gauntlet-Spiel, ein Spiel also, das im Umkreis der Gauntlet Gaming Community entwickelt, gespieltestet und veröffentlicht worden ist. Schon jetzt ist die Liste dieser Spiele beeindruckend (dazu: dieser Blogpost von Gauntlet-Gründer Jason Cordova; @jasoncordova6). Mechanisch ist Trophy von Cthulhu Dark inspiriert; das Setting nimmt Inspiration von Symbaroum. Die ursprüngliche Version des Spiels hieß Dark Davokar und trug den Untertitel "Cthulhu Dark in the Wilds of Symbaroum". Erschienen ist Trophy im Dezember 2018 im Gauntlet Zine Codex, dessen Thema passenderweise lautete: Dark. Ich konnte Trophy bei Jason spielen und es auch selber auf der Drachenzwinge auf Deutsch leiten.
Dienstag, 17. September 2019
#indieseptember Tag 44: "Lady Blackbird" von John Harper
Ein weiteres kostenloses Spiel von John Harper, (@john_harper) Lady Blackbird. Ich weiß von vielen Rollenspieler*innen, für die Lady Blackbird eins der absoluten Lieblingssysteme darstellt. Es ist kompakt, nicht sehr regellastig (wenngleich es eine Prise "crunch" beinhaltet) und perfekt darauf ausgelegt, eine Geschichte im Stil von Star Wars oder Firefly zu erzählen, also eine Art interstellarer Romanze, d.h. eine Liebesgeschichte rund um die persönlichen Gefühle und Gedanken einer kleinen Gruppe von Personen in einem großen Kosmos, inkl. einer Prise Liebe, Verrat und Action sowie jeder Menge Gelegenheiten, Held*innenmut unter Beweis zu stellen. Das Genre ist im Grunde jedem vertraut und erleichtert das Spielen. Mechanisch betrachtet verwendet Lady Blackbird ein d6-System, das offensichtlich inspiriert ist von zwei älteren kostenlosen Indie-Spielen: The Shadow of Yesterday von Clinton R. Nixon (hier auf Deutsch erhältlich), das John auch kürzlich auf Twitter empfahl (hier), sowie von The Pool von James V. West. Ach, und erwähnte ich schon, dass es kostenlos ist?
Montag, 16. September 2019
#indieseptember Tag 43: "The Mustang" von John Harper
Gothic Western? Oneshot? Mikro-Spiel? Von John Harper (@john_harper)? Umsonst? Ja, ist denn schon Weihnachten!?
The Mustang handelt von einem Teufelspferd, das die Prärie heimsucht und die Menschen in den Ortschaften in Angst und Schrecken versetzt. Vier Bürger*innen ziehen aus, um dem Schrecken ein Ende zu bereiten. Sie sitzen nachts am Lagerfeuer, tauschen Whiskey und Geschichten aus, um ihre Nerven zu beruhigen und warten auf das Erscheinen der Bestie.
Das Spiel ist für vier Spieler*innen ausgelegt, wobei ich es auch schon mit Gerrit (@greininghaus) und Sabine (@SabineV5) zu Dritt gespielt habe, was auch gut ging.
Die Charaktere sind, wie auch bei Johns großartigem Lady Blackbird (mehr davon gibt es eventuell in Kürze hier auf dem Blog... ;)), vorgefertigt. Es gibt die namenlose Erzählfigur (deren Geschlecht, ebenso wie ihr Name, unbestimmt bleibt) und die drei begleitenden Personen: Cassie, Jack und William. Die Spieler*innen suchen sich je eine dieser Figuren aus und schon kann es losgehen.
Sonntag, 15. September 2019
Bloggen im Zeitalter des Podcasts: Text2Speech als Kompromiss?
PodCruncher ist eine gute Podcatcher-App |
Ich höre täglich Podcasts. In meinem Podcatcher PodCruncher habe ich aktuell 171 Podcasts abonniert. Effektiv höre ich wohl aber nur ca. 25% davon regelmäßig. Ich höre Episoden mind. auf 1,5-facher Geschwindigkeit, nicht selten auch auf doppelter (was immer irritierend ist, wenn man die Podcaster*innen zum ersten Mal im echten Leben trifft und findet, dass sie sehr langsam reden...) ;)
Als Berufspendler kann ich Podcasts überall hören. Einen Blogpost zu lesen, kostet hingegen Zeit und Ruhe. Ohne Übung kann man das auch nicht "in doppelter Geschwindigkeit" machen. Zudem haben viele Rollenspielpodcasts mehrere Hosts. Blogposts haben selten mehr als eine*n Autor*in: Sie sind manchmal differenzierter (keineswegs immer oder gar automatisch), selten aber diverser. Mein eigener Blog ist keine Ausnahme, hier schreibe nur ich und abgesehen von gelegentlichen Interviews kommen hier andere Stimmen nicht vor.
Klar, das Bloggen hat auch Vorteile. Die Texte sind leichter durchsuchbar und zitierbarer. Die Links zu weiterführenden Artikeln müssen nicht erst aus den Shownotes kopiert werden, sondern finden sich gleich im Text. Bilder und Videos können eingebunden werden. Und nicht selten sind die Texte sehr lange im Netz verfügbar (anders als bei Google+, wo alle wertvollen Texte, so sie nicht gesichert wurden, im Limbus verschwunden sind). Auch scheint mir die Halbwertszeit von Blogposts höher zu sein, ich sehe nicht selten, dass sie auch noch nach Jahren zitiert werden (präzise zitiert werden, inkl. URL), bei Podcasts scheint mir das seltener der Fall (oder oft etwas vage: "die Folge, damals, vor zwei Jahren, wo Du über dies und das gesprochen hast").
#indieseptember Tag 42: "Psi*Run" von Meguey Baker (sowie Chris Moore und Michael Lingner)
[Fortsetzung der Reihe über politische Spiele im Oktober, siehe vorherigen Post]
Psi*Run (das "p" ist stumm, also /saɪ/) hat sich in den letzten zwei Jahren zu meinem Go-To-Spiel für spontane One- bis Two-Shot-Runden entwickelt. Es ist con-geeignet und holt die verschiedensten Spieler*innen-Typen sehr gut ab. Es ist regelleicht und schnell erklärt, hat eine klare und sich oft wiederholende Struktur und eine eingängige erzählerische Prämisse. Ich denke, wenn man Trad-Rollenspieler*innen zeigen möchte, was Erzählspiele sind, dann ist Psi*Run ein besonders gutes Vorzeigespiel (ohne dass wir selbst gut definieren könnten, was "Erzählspiele" eigentlich sind, wie der Essay "Wie Regeln beim Geschichtenerzählen helfen" von Markus [@wienna] in Handbücher des Drachen II [S. 35-44] und die Replik von Julian auf tearlessretina [@hyadestroy] zeigen; wie schon angekündigt, werde ich zu dieser Sache mit dem Definieren in Kürze einen eigenen Beitrag veröffentlichen). Psi*Run zeigt in komprimierter Form, dass es nicht mehr als 2-3 Regeln, ein paar sechsseitige Würfel und eine Reihe von Fragen braucht, um ein schönes, kleines Erzählspiel zum Leben zu erwecken.
Psi*Run (das "p" ist stumm, also /saɪ/) hat sich in den letzten zwei Jahren zu meinem Go-To-Spiel für spontane One- bis Two-Shot-Runden entwickelt. Es ist con-geeignet und holt die verschiedensten Spieler*innen-Typen sehr gut ab. Es ist regelleicht und schnell erklärt, hat eine klare und sich oft wiederholende Struktur und eine eingängige erzählerische Prämisse. Ich denke, wenn man Trad-Rollenspieler*innen zeigen möchte, was Erzählspiele sind, dann ist Psi*Run ein besonders gutes Vorzeigespiel (ohne dass wir selbst gut definieren könnten, was "Erzählspiele" eigentlich sind, wie der Essay "Wie Regeln beim Geschichtenerzählen helfen" von Markus [@wienna] in Handbücher des Drachen II [S. 35-44] und die Replik von Julian auf tearlessretina [@hyadestroy] zeigen; wie schon angekündigt, werde ich zu dieser Sache mit dem Definieren in Kürze einen eigenen Beitrag veröffentlichen). Psi*Run zeigt in komprimierter Form, dass es nicht mehr als 2-3 Regeln, ein paar sechsseitige Würfel und eine Reihe von Fragen braucht, um ein schönes, kleines Erzählspiel zum Leben zu erwecken.
Das Spiel basiert auf der 2007 von Chris Moore und Michael Lingner herausgegebenen Ashcan-Version, die Meguey Baker vier Jahre später, 2011, in überarbeiteter Form veröffentlicht hat. Es eignet sich für 3-5 Spieler*innen zzgl. einer SL. Benötigt werden nur die Runner Sheets, das Risk Sheet (auf dem gewürfelt wird), 6W6 und ein paar Karteikarten. SL-los habe ich es auch schon gespielt, das funktioniert auch ganz gut, da das Erzählrecht ohnehin oft wandert (s.u.). Eine Runde dauert etwa vier Stunden, wobei man die Länge sehr leicht beeinflussen kann, indem man den Charakteren mehr oder weniger Fragen gibt (s.u.)
Samstag, 14. September 2019
#indieseptember: Kurze Real Life-Pause
Foto "Real Life" von (Pixabay), lizenzfrei |
Leider hatte ich gerade einen Einbruch von Real Life in mein Rollenspielleben. Überhaupts nichts Schlimmes. Aber leider eben Dringendes. Das erfordert meine Aufmerksamkeit, so dass ich meine Reihe für ein paar Tage unterbrechen muss. Aber keine Sorge: Alles wird im Oktober nachgeholt. Denn wer Schoko-Nikoläuse im September kaufen kann, kann auch #indieseptember-Artikel im Oktober lesen, denke ich.
Eine Kleinigkeit aber: Ich werde in der nächsten Woche, die auf Grund der 3W6 Con eine sehr kurze und daher recht volle Arbeitswoche sein wird, mit einigen losen Rollenspielen weitermachen, die ich ursprünglich für das Ende des Monats geplant hatte und die politische Reihe dann später zu Ende bringen. Da sind noch zwei Spiele dabei, die mir sehr wichtig sind, so dass ich ihnen mehr als nur eine eilig hingeschriebene Rezension widmen möchte.
Das war's auch schon. Ich danke allen Leser*innen für ihre Kommentare, Retweets und persönlichen Nachrichten. Auch die Lesestatistiken des Blogs zeigen mir, dass ich nicht nur für ein Dutzend Interessierter schreibe. Das freut mich. Euch allen ein schönes Wochenende!
Mittwoch, 11. September 2019
#indieseptember Tag 41: "Mars Colony" von Tim. C. Koppang (2010)
Das Genre der Duette oder Zwei-Personen-Rollenspiele ist bislang zu kurz gekommen. Im Grunde habe ich im letzten Jahr mit Doll nur ein einziges Zwei-Personen-Spiel vorgestellt (im Gauntlet-Forum gibt es übrigens eine beachtliche Liste von Duetten). Dabei mag ich die Art von Spiel sehr gerne. Grund genug, ein politisches Spiel vorzustellen, das mir sehr gefällt: Tim C. Koppangs (@tckoppang) Mars Colony. Das Politische taucht bereits im Untertitel des Spiels auf: "A roleplaying game for two players about personal failure and government." Hier werden also, wie schon in der feministischen Debatte der 1970er Jahre, das Persönliche (personal failure) und das Politische (government) verschränkt (diese sprichwörtliche Verschränkung geht auf einen Aufsatz von Carol Hanisch zurück: "The Personal is Political"). Diese Verschränkung wird also eingangs im Untertitel betont und dann noch einmal abschließend im Schlusswort, "Influences", wo es heißt: "Out of these feelings of personal failure came the original idea for Mars Colony. Science fiction and my frustration with American politics provided the remaining ingredients." (S. 46)
Dienstag, 10. September 2019
#indieseptember Tag 40: "Migrant Stories" von Nell Raban
Nell Rabans (@nell_do_well) Migrant Stories konnte ich im November 2018 zusammen mit Harald (@heckmueller) und Lena (@Catrinity) spielen, geleitet von Tim (@nurdertim). Es ist aktuell nur in einer Playtest-Version verfügbar, die aber schon erstaunlich spielbar und fertig wirkt. Migrant Stories ist gemäß seines Untertitels "A Roleplaying Game About Being Different in a Different Place". Das ist ein schweres Thema. Aus diesem Grund beginne ich meinen Artikel und Spielbericht mit einem Exkurs zum Thema Möglichkeiten der Erfahrung von Andersartigkeit (sog. Alteritätserfahrung) im Rollenspiel.
Der elevator pitch für das Spiel ist, dass es ein Werkzeug sei ("a creative tool"), um gemeinsam realistische Geschichten aus der Perspektive minoritärer Personen und Gruppen zu erzählen: "You’ll tell the story of newly or not-so-newly arrived immigrants in a curious, Western, Industrial civilization, probably around the turn of the twentieth century, and explore the obstacles they face in pursuit of glory, profit or redemption." (S. 3)
Dieser kritische Vorbehalt hat seine Berechtigung. Man kann ihm damit begegnen, dass man sagt, dass es in der Natur von Rollenspielen liegt, sich in andere Personen hineinzudenken, die gerade nicht sind, wie man selbst. Ich bin keine Jahrhunderte alte Elfe, kein Axt schwingender Zwerg, keine Feuerball werfende Magierin und kein mit göttlicher Macht heilender Kleriker. Trotzdem halten wir diese Standardaufstellung des Fantasy-Rollenspiels in aller Regel für unproblematisch. Nun kann es sein, dass sie das schlicht nicht ist und wir lediglich gelernt haben, diese Zusammenstellung nicht (mehr) zu hinterfragen. Oder aber es ist bis zu einem gewissen Grad wirklich unproblematisch, weil es eben Anliegen von Rollenspielen ist, sich vorzustellen, man sei etwas Anderes. Beide Punkte haben, wieder einmal, ihre Berechtigung und man wird, was in westlichem Denken nur bedingt verankert ist, den Konflikt aushalten müssen. Aufzulösen wäre er wohl nur durch gründliche, empirische Rollenspiel-Forschung, die sich, meines Wissens, nirgends abzeichnet.
Es ist also möglich, dass es nur ein Feigenblatt vor unserer beschämenden Indifferenz ist, wenn wir unsere Einbildungskraft als Kern des Rollenspiels ausweisen (und spätestens seit Kant ist die Einbildungskraft im westlichen Denken als ausnahmslos positiv besetzt, man "widerspricht" ihr nicht). Nehmen wir als Spieler*innen jedoch Menschen an, die mit den besten Absichten spielen (und überhören wir die Unkenrufe der Zyniker, die mit Samuel Johnson rufen, dass der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert sei -- wofür Johnson im Übrigen sicher nichts als Verachtung empfunden hätte). Diese Menschen spielen ein Spiel nicht nur aus reinem Lustgewinn, sondern auch aus einem gewissen Interesse bzw. einer bestimmten Neugier heraus, etwas über die*den Andere*n zu erfahren. Letztlich lässt sich eine solche Erfahrung in vielen (möglicherweise sogar: allen) Rollenspielen machen. Dennoch gibt es Spiele, deren offensichtliches Ziel eben die Eröffnung eines ganz bestimmten Erfahrungsraumes ist. Auch wenn wir keine gute Bezeichnung für diese Art von Spielen haben (geschweige denn eine Definition, aber dazu schreibe ich in Kürze noch etwas ausführlicher), reicht vermutlich ein kurzer Ententest, um zu verstehen, was ein Spiel wie Migrant Stories von DnD oder DSA in seiner Wirkung unterscheidet: Beide ermöglichen die Erfahrung von Andersartigkeit eben auf sehr unterschiedliche Weise (die sich mechanisch fassen lässt, Stichwort "encounterism", oder narrativ, Stichwort "Realismus").
Wo das Dargestellte rein fiktiv ist wie bei klassischer EDO-Fantasy ist der einzige Lackmustest für eine "korrekte" Darstellung des Anderen der Abgleich mit den Regelbüchern (rules as written). Im Fall einer Darstellung realer Lebenswelten (etwa der von Migrant*innen) kommt eine zusätzliche Abgleichsebene hinzu: Die der realen Welt. Auf letztere haben wir natürlich nur wenig Zugriff (radikaler gedacht: gar keinen, Stichwort Qualia, aber so weit muss man die Behauptung nicht treiben). Wie "nah dran" wir also sind, ist immer schwierig zu sagen, zumal wir trotz aller Immersion wissen, dass wir in unserem Wohnzimmer sitzen und kein Scherbengericht oder Schlimmeres zu befürchten haben. Die Situation bleibt selbst bei intensivem method acting immer die einer, wie Klaus Lazarowicz es einst nannte, Triadischen Kollusion: A spielt B während C dabei zusieht (das geht zurück auf eine Definition in Eric Bentleys Buch What is Theatre?). A und C können vielleicht für einen Moment das Gespieltsein von B vergessen, aber sie können nie B werden oder nie vollends in der Vision, B zu sein, aufgehen.
Rollenspiel bleibt damit zur Annäherung. Wo diese behutsam, respektvoll und im Bewusstsein des letztlichen Scheiterns ausgeführt wird, eröffnet sich der oben erwähnte Erfahrungsraum, innerhalb dessen A Erfahrungen machen kann, die nicht dieselben wie die von B sind, aber zumindest eine gewisse Ähnlichkeit mit ihnen aufweisen (wer einwendet, es handele sich hier um eine zum Lustgewinn vollzogene kulturelle Appropriation, kann in der Genderswapped Podcast-Folge über kulturelle Aneignung gute Argumente diskutiert finden). Man kann vielleicht bis zu einem gewissen Grad mit anderen Personen mit-fühlen, was ja auch die Etymologie des Wortes Empathie ist. Dieses Erfahren, dieses Fühlen ist dann, um den Bogen zur Einleitung von Migrant Stories zu schlagen, nicht unbedingt die "historische Wahrheit", aber möglicherweise eine gewisse "emotionale Wahrheit". Und diese ist oft unordentlich, messy.
Möglicherweise ist genau diese Unordnung ein zentrales Kennzeichen für die Art von Erfahrung, die man im Rollenspiel macht. "Messy learning" nannte die Spieledesignerin Avery Alder (@lackingceremony) das jüngst in einem Interview mit dem 3W6 Podcast: "I just truly feel that roleplaying games are a great place to do your messy learning" (Folge 4.14, 28:38). Darin enthalten sind die Einsicht, dass der Erfahrungshorizont zweier Menschen nie völlig in Deckung zu bringen ist, (ganz gleich durch welches Maß an Einfühlung), dass immer eine mehr oder minder große Kluft zwischen der Erfahrung von A und der von B liegen wird. Diese unüberbrückbare Kluft zu reflektieren ist wichtig. Schüttete man darum aber das Kind mit dem Bade aus, beraubte man sich einer großen Erfahrungs- und Einfühlungsquelle: Des Rollenspiels. Man wird keine Ordnung in dieses Chaos fehlender Entsprechungen (meine Rollenspielerfahrung X korrespondiert mit der Lebenserfahrung Y) hineinbekommen können; die Erfahrung wird messy bleiben und damit auch fehlerhaft. Aber Migrant Stories basiert auf PbtA. Und ein zentraler Charakterentwicklungsmechanismus von PbtA-Spielen ist bekanntlich das fail forward (bei einer 6-, einem Fehlschlag also, macht man eine besondere Erfahrung, die sich mechanisch in einem Erfahrungspunkt ausdrückt, den man verwenden kann, um den Charakter weiterzuentwickeln). Oder wie Samuel Beckett es einst formulierte:
Die stats werden in angeborene (innate) und wahrgenommene (perceived) unterteilt. Erstere sind die Klassiker Stärke, Geschicklichkeit, Weisheit, Cleverness und Charme. Zweitere werden als "the unfortunate byproduct of fear, prejudice and ignorance" (S. 10) gekennzeichnet. Sie zeigen an, wie andere Leute die Figur möglicherweise wahrnehmen: Hautfarbe (dark), Fremdheit (exotic), Sprachklang (accented). Abschließend gibt es noch allgemeine Attribute wie "Suspicion, Will, Hurt, Living, Connections and Favor." Besonders suspicion ist interessant: "When your Suspicion reaches its maximum, you lose access to the Basic and Peripheral Moves." (S. 11), mit anderen Worten: Es können dann vorübergehend nur noch Verzweiflungstaten ausgeführt werden, die sog. desperate moves (s.u.).
Acht Spielbücher stehen zur Auswahl:
Unsere Testrunde vom November 2018 lässt sich am besten vom Ende her erzählen. Drei Freund*innen, die aus Syrien in die USA gekommen waren, wurden 2001 wegen eines Missverständnisses von der Polizei festgenommen. Der Weg vom trüben, aber ereignislosen Tag der Drei hin zur Verhaftung war kurz. Eine Provokation, die einen Nerv trifft, ein wütendes Wortgefecht und die Polizei, die im falschen Augenblick erscheint. Und wem glaubt man mehr? Dem weißen US-amerikanischen Mann oder dem jungen und verzweifelten Syrer in der von 9/11 aufgeheizten Stimmung New Yorks? Die Liebes- und Lebensträume der einen Figur wurden durch dieses Ereignis zerstört, die der anderen waren es genau genommen schon bei Beginn des Spiels und die Verhaftung hat allen Hoffnungen von Figur 3 ein jähes Ende bereitet. Das Alltägliche war das Erschreckende an der Runde. Der Streitwert, der zur Eskalation führte? Ein oder zwei Dollar. Im Sinne des oben geschilderten messy learnings war das eine überraschende und unangenehme Erfahrung. Nicht nur Debatten über große Straftaten bestimmen das Leben deprivilegierter Menschen, sondern auch die kleinen Dinge des Alltags, wie die Auseinandersetzung mit einem Menschen über ein oder zwei zu wenig bezahlte Dollar.
Die Runde hat uns nachhaltig beeindruckt und ich bin sehr interessiert daran, dieses schöne Spiel bald wieder zu spielen. Vielleicht ist es bis dahin ja auch schon weiterentwickelt worden?
Man kann Migrant Stories hier auf DriveThruRPG herunterladen.
Ein Entwicklungsbericht auf reddit lässt sich hier nachlesen.
Actual Plays konnte ich keine finden, bin also für Hinweise in den Kommentaren dankbar!
Danke an Gerrit (@greininghaus) für seine kritischen Kommentare zu einem früheren Entwurf dieses Artikels.
Der elevator pitch für das Spiel ist, dass es ein Werkzeug sei ("a creative tool"), um gemeinsam realistische Geschichten aus der Perspektive minoritärer Personen und Gruppen zu erzählen: "You’ll tell the story of newly or not-so-newly arrived immigrants in a curious, Western, Industrial civilization, probably around the turn of the twentieth century, and explore the obstacles they face in pursuit of glory, profit or redemption." (S. 3)
Try Walking in My Shoes: Migrationserfahrung und messy learning
In seiner Einleitung betont Migrant Stories, dass im Spiel die emotionale, nicht die historische Wahrheit von Migrationserfahrung erzählt werden soll. Es geht also nicht darum zu sagen: "So und genau so hat es sich angefühlt, in den ersten Wochen nach 9/11 ein Mensch mit Migrationserfahrung in New York City zu sein." Die Frage, die das Spiel stellt, ist eher: "Hätte es sich so anfühlen können? Und wenn ja: Was bedeutet das für die Betroffenen?" Das ist natürlich ein schmaler Grad, wenn wir als vorwiegend weiße, westliche, bürgerliche Rollenspielgemeinschaft uns anmaßen, auf spielerische Art existenzielle Krisenerfahrungen nachzuempfinden. Man könnte dem die selben Argumente entgegensetzen, die man dem Stereotyp des Elfenbeinturmakademikers (männliche Form bewusst gewählt) nachsagt: Fehlender Bezug zur Realität bei gleichzeitiger Anmaßung, über diese urteilen zu wollen und zu können.Dieser kritische Vorbehalt hat seine Berechtigung. Man kann ihm damit begegnen, dass man sagt, dass es in der Natur von Rollenspielen liegt, sich in andere Personen hineinzudenken, die gerade nicht sind, wie man selbst. Ich bin keine Jahrhunderte alte Elfe, kein Axt schwingender Zwerg, keine Feuerball werfende Magierin und kein mit göttlicher Macht heilender Kleriker. Trotzdem halten wir diese Standardaufstellung des Fantasy-Rollenspiels in aller Regel für unproblematisch. Nun kann es sein, dass sie das schlicht nicht ist und wir lediglich gelernt haben, diese Zusammenstellung nicht (mehr) zu hinterfragen. Oder aber es ist bis zu einem gewissen Grad wirklich unproblematisch, weil es eben Anliegen von Rollenspielen ist, sich vorzustellen, man sei etwas Anderes. Beide Punkte haben, wieder einmal, ihre Berechtigung und man wird, was in westlichem Denken nur bedingt verankert ist, den Konflikt aushalten müssen. Aufzulösen wäre er wohl nur durch gründliche, empirische Rollenspiel-Forschung, die sich, meines Wissens, nirgends abzeichnet.
Es ist also möglich, dass es nur ein Feigenblatt vor unserer beschämenden Indifferenz ist, wenn wir unsere Einbildungskraft als Kern des Rollenspiels ausweisen (und spätestens seit Kant ist die Einbildungskraft im westlichen Denken als ausnahmslos positiv besetzt, man "widerspricht" ihr nicht). Nehmen wir als Spieler*innen jedoch Menschen an, die mit den besten Absichten spielen (und überhören wir die Unkenrufe der Zyniker, die mit Samuel Johnson rufen, dass der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert sei -- wofür Johnson im Übrigen sicher nichts als Verachtung empfunden hätte). Diese Menschen spielen ein Spiel nicht nur aus reinem Lustgewinn, sondern auch aus einem gewissen Interesse bzw. einer bestimmten Neugier heraus, etwas über die*den Andere*n zu erfahren. Letztlich lässt sich eine solche Erfahrung in vielen (möglicherweise sogar: allen) Rollenspielen machen. Dennoch gibt es Spiele, deren offensichtliches Ziel eben die Eröffnung eines ganz bestimmten Erfahrungsraumes ist. Auch wenn wir keine gute Bezeichnung für diese Art von Spielen haben (geschweige denn eine Definition, aber dazu schreibe ich in Kürze noch etwas ausführlicher), reicht vermutlich ein kurzer Ententest, um zu verstehen, was ein Spiel wie Migrant Stories von DnD oder DSA in seiner Wirkung unterscheidet: Beide ermöglichen die Erfahrung von Andersartigkeit eben auf sehr unterschiedliche Weise (die sich mechanisch fassen lässt, Stichwort "encounterism", oder narrativ, Stichwort "Realismus").
Wo das Dargestellte rein fiktiv ist wie bei klassischer EDO-Fantasy ist der einzige Lackmustest für eine "korrekte" Darstellung des Anderen der Abgleich mit den Regelbüchern (rules as written). Im Fall einer Darstellung realer Lebenswelten (etwa der von Migrant*innen) kommt eine zusätzliche Abgleichsebene hinzu: Die der realen Welt. Auf letztere haben wir natürlich nur wenig Zugriff (radikaler gedacht: gar keinen, Stichwort Qualia, aber so weit muss man die Behauptung nicht treiben). Wie "nah dran" wir also sind, ist immer schwierig zu sagen, zumal wir trotz aller Immersion wissen, dass wir in unserem Wohnzimmer sitzen und kein Scherbengericht oder Schlimmeres zu befürchten haben. Die Situation bleibt selbst bei intensivem method acting immer die einer, wie Klaus Lazarowicz es einst nannte, Triadischen Kollusion: A spielt B während C dabei zusieht (das geht zurück auf eine Definition in Eric Bentleys Buch What is Theatre?). A und C können vielleicht für einen Moment das Gespieltsein von B vergessen, aber sie können nie B werden oder nie vollends in der Vision, B zu sein, aufgehen.
Rollenspiel bleibt damit zur Annäherung. Wo diese behutsam, respektvoll und im Bewusstsein des letztlichen Scheiterns ausgeführt wird, eröffnet sich der oben erwähnte Erfahrungsraum, innerhalb dessen A Erfahrungen machen kann, die nicht dieselben wie die von B sind, aber zumindest eine gewisse Ähnlichkeit mit ihnen aufweisen (wer einwendet, es handele sich hier um eine zum Lustgewinn vollzogene kulturelle Appropriation, kann in der Genderswapped Podcast-Folge über kulturelle Aneignung gute Argumente diskutiert finden). Man kann vielleicht bis zu einem gewissen Grad mit anderen Personen mit-fühlen, was ja auch die Etymologie des Wortes Empathie ist. Dieses Erfahren, dieses Fühlen ist dann, um den Bogen zur Einleitung von Migrant Stories zu schlagen, nicht unbedingt die "historische Wahrheit", aber möglicherweise eine gewisse "emotionale Wahrheit". Und diese ist oft unordentlich, messy.
Möglicherweise ist genau diese Unordnung ein zentrales Kennzeichen für die Art von Erfahrung, die man im Rollenspiel macht. "Messy learning" nannte die Spieledesignerin Avery Alder (@lackingceremony) das jüngst in einem Interview mit dem 3W6 Podcast: "I just truly feel that roleplaying games are a great place to do your messy learning" (Folge 4.14, 28:38). Darin enthalten sind die Einsicht, dass der Erfahrungshorizont zweier Menschen nie völlig in Deckung zu bringen ist, (ganz gleich durch welches Maß an Einfühlung), dass immer eine mehr oder minder große Kluft zwischen der Erfahrung von A und der von B liegen wird. Diese unüberbrückbare Kluft zu reflektieren ist wichtig. Schüttete man darum aber das Kind mit dem Bade aus, beraubte man sich einer großen Erfahrungs- und Einfühlungsquelle: Des Rollenspiels. Man wird keine Ordnung in dieses Chaos fehlender Entsprechungen (meine Rollenspielerfahrung X korrespondiert mit der Lebenserfahrung Y) hineinbekommen können; die Erfahrung wird messy bleiben und damit auch fehlerhaft. Aber Migrant Stories basiert auf PbtA. Und ein zentraler Charakterentwicklungsmechanismus von PbtA-Spielen ist bekanntlich das fail forward (bei einer 6-, einem Fehlschlag also, macht man eine besondere Erfahrung, die sich mechanisch in einem Erfahrungspunkt ausdrückt, den man verwenden kann, um den Charakter weiterzuentwickeln). Oder wie Samuel Beckett es einst formulierte:
Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better. (Worstward Ho!)Rollenspiel ist das prozesshafte Ermöglichen der Erfahrung von Andersartigkeit. Der Prozess ist nicht abschließbar. Das Spielen ist ein wichtiger erster Schritt hin zu einer solchen Erfahrung. Anzunehmen, dass man durch Rollenspielen ein besserer Mensch werde, ist naiv. Dazu gehört auch das Nachdenken über das im Spiel Erlebte. Rollenspielen ist nicht per se erkenntnisfördernd, kann es aber sein, wenn es mit Reflektion verbunden ist. Und mit Achtsamkeit. Und Respekt.
Migrant Stories: Regeln
Da es sich um ein PbtA-Spiel handelt, nennt Nell natürlich Apocalypse World als Inspirationsquelle, aber auch Gregor Vugas Sagas of the Icelanders. Wie diese hat es Spielzüge (moves), eine umbenannte SL (The Man), 2W6, stats uvm.Die stats werden in angeborene (innate) und wahrgenommene (perceived) unterteilt. Erstere sind die Klassiker Stärke, Geschicklichkeit, Weisheit, Cleverness und Charme. Zweitere werden als "the unfortunate byproduct of fear, prejudice and ignorance" (S. 10) gekennzeichnet. Sie zeigen an, wie andere Leute die Figur möglicherweise wahrnehmen: Hautfarbe (dark), Fremdheit (exotic), Sprachklang (accented). Abschließend gibt es noch allgemeine Attribute wie "Suspicion, Will, Hurt, Living, Connections and Favor." Besonders suspicion ist interessant: "When your Suspicion reaches its maximum, you lose access to the Basic and Peripheral Moves." (S. 11), mit anderen Worten: Es können dann vorübergehend nur noch Verzweiflungstaten ausgeführt werden, die sog. desperate moves (s.u.).
Acht Spielbücher stehen zur Auswahl:
- The Artist
- The Devotee
- The Exile
- The Homebound
- The Hustler
- The Laborer
- The Refugee
- The Street Urchin
Jedes Spielbuch hat eigene Klassenspielzüge und Handlungsmöglichkeiten. Wenn sich die Figuren weiterentwickeln erhalten sie zudem Zugriff auf fünf sog. "Advanced Playbooks" (S. 15-16), die jeweils ein kleines Maß an Sesshaftigkeit und "Ankommen" beinhalten.
Zu guter Letzt die Spielzüge, die unterteilt sind in Grundspielzüge (basic moves), periphäre Spielzüge (peripheral moves) und die erwähnten verzweifelten Spielzüge (desperate moves). Die Grundspielzüge sind an die üblichen PbtA-Spielzüge angelehnt. Wer beispielsweise Apocalypse World oder Dungeon World kennt, findet sich hier schnell zurecht. Die periphären Spielzüge eignen sich, um Alltagsroutine ins Spiel zu bringen. Etwa einen Tag lang schuften (Toil), ein paar Stunden etwas vorbereiten (Prepare) oder sich um einen Unterschlupf für die Nacht kümmern (Seek Shelter). Die Verzweiflungszüge kommen als einzig verwendbare Züge ins Spiel, wenn Suspicion den Wert 5 erreicht hat. Das sind Handlungen wie "Ein Stereotyp bedienen" (Reinforce a Stereotype) oder zähneknirschend "Um Verzeihung bitten" (Beg Pardon). Eine weitere Besonderheit: Bei diesen Zügen wird der stat nicht addiert, sondern subtrahiert! Und ein Fehlschlag bedeutet neben einer schlimmen Konsequenz immer auch einen Anstieg der Suspicion (sozusagen die negative Seite des fail forward in der Charakterentwicklung).
Damit ist Migrant Stories selbst in der unfertigen Playtest-Version bereits ein vielseitiges Spiel und eine gute Weiterentwicklung von Standard-PbtA.
Migrant Stories: Das Spiel und Spielbericht
Um ein Gefühl für dieses "romantic social drama" (S. 5) zu erhalten, schlägt Nell eine Reihe von Medien vor, die in das Thema und seine Stimmung einführen. Darunter Rainer Werner Fassbinders großartigen Film Angst essen Seele auf (1974) oder Chimamanda Ngozi Adichies Roman Americanah (2013; über den auch der Genderswapped Podcast berichtete). Nell gibt zudem einige Vorschläge für Szenarios: Chinatown, San Francisco: Mid 1800’s, Poverty Hollow, Lower East Side New York: Early 1900’s oder Suburban America: 1960’s. Denn Ausgrenzung ist nicht an Zeit und Ort gebunden, sie kann praktisch überall und immer auftreten.Unsere Testrunde vom November 2018 lässt sich am besten vom Ende her erzählen. Drei Freund*innen, die aus Syrien in die USA gekommen waren, wurden 2001 wegen eines Missverständnisses von der Polizei festgenommen. Der Weg vom trüben, aber ereignislosen Tag der Drei hin zur Verhaftung war kurz. Eine Provokation, die einen Nerv trifft, ein wütendes Wortgefecht und die Polizei, die im falschen Augenblick erscheint. Und wem glaubt man mehr? Dem weißen US-amerikanischen Mann oder dem jungen und verzweifelten Syrer in der von 9/11 aufgeheizten Stimmung New Yorks? Die Liebes- und Lebensträume der einen Figur wurden durch dieses Ereignis zerstört, die der anderen waren es genau genommen schon bei Beginn des Spiels und die Verhaftung hat allen Hoffnungen von Figur 3 ein jähes Ende bereitet. Das Alltägliche war das Erschreckende an der Runde. Der Streitwert, der zur Eskalation führte? Ein oder zwei Dollar. Im Sinne des oben geschilderten messy learnings war das eine überraschende und unangenehme Erfahrung. Nicht nur Debatten über große Straftaten bestimmen das Leben deprivilegierter Menschen, sondern auch die kleinen Dinge des Alltags, wie die Auseinandersetzung mit einem Menschen über ein oder zwei zu wenig bezahlte Dollar.
Die Runde hat uns nachhaltig beeindruckt und ich bin sehr interessiert daran, dieses schöne Spiel bald wieder zu spielen. Vielleicht ist es bis dahin ja auch schon weiterentwickelt worden?
Man kann Migrant Stories hier auf DriveThruRPG herunterladen.
Ein Entwicklungsbericht auf reddit lässt sich hier nachlesen.
Actual Plays konnte ich keine finden, bin also für Hinweise in den Kommentaren dankbar!
Danke an Gerrit (@greininghaus) für seine kritischen Kommentare zu einem früheren Entwurf dieses Artikels.
Montag, 9. September 2019
#indieseptember Tag 39: "Comrades: A Revolutionary RPG" von W.M. Akers
Die Woche wird explizit politisch. Viele Rollenspiele können Politik an den Tisch bringen. Aber nicht alle machen das zum zentralen Anliegen. Nach dem gestrigen Auftakt mit Red Carnations on a Black Grave (inkl. dem dazugehörigen Interview mit Catherine Ramen) geht es heute mit einem weiteren revolutionären Rollenspiel weiter. Und auch die kommenden Tage sollen Spielen gewidmet sein, die man als "politische Rollenspiele" im engeren Sinne bezeichnen könnte. Es geht nicht auch um Politik (denn jedes Rollenspiel ist immer auch politisch). Es geht vor allem um Politik. Das Thema ist Politik. Die Mechanik ist auf politische Konflikte ausgelegt. Das folgende Spiel habe ich selber schon einige Male geleitet. Das hat auch immer allen Beteiligten sehr viel Freude bereitet. Die Rede ist von Comrades: A Revolutionary RPG von W.M. Akers (@ouijum). Ein PbtA-Spiel, das im März dieses Jahres sehr erfolgreich auf Kickstarter finanziert wurde: Über $24.000 trugen 978 Unterstützer*innen zusammen. Das Spiel wurde sehr kurz darauf ausgeliefert, so dass ich es bereits im Mai leiten konnte (Spielberichte am Ende des Beitrags).
Die Regeln
Comrades ist sehr geradliniges PbtA. Playbooks, Grundspielzüge, Klassenspielzüge, 2W6+stat, Erfolgsstufen wie gewohnt (6- / 7-9 / 10+). Die Grundspielzüge selbst orientieren sich sichtlich an existierenden PbtA-Spielen; hier wurde das Rad nicht neu erfunden, aber es rollt! Man kann "Handgreiflich werden" (Get Rough), man kann fragen "Was ist hier los?" (What's going on here?), man kann ein "Risiko wagen" (Take a Risk), "Etwas anzetteln" (Start Something), über "Beeinflussen" (Sway) oder "Heimlichkeit" (Sneak) an Gegner vorbeikommen und dabei, wie gewohnt, "Helfen/Behindern" (Help or Hinder a Comrade). Die zwei Comrades-spezifischen Grundspielzüge sind "Mit jemandem einen ruhigen Moment teilen" (Share a Quiet Moment) und "Eine*n sterbende*n Genossin in den Armen halten" (Cradle a Dying Comrade). Mit ersterem lassen sich, mechanisch gesprochen, die Bande verstärken, Wunden heilen, oder Vorteile (+1 Forward) erlangen. Mit letzerem kann im besten Fall die*der sterbende Genoss*in noch gerettet werden, oder zumindest ihre*seine letzten Worte vernommen werden, was den Wurf auf Revolutionspfade (s.u.) erleichtert und einen +1 gibt, wenn im Namen der*des verstorbenen Genoss*in gehandelt wird. Am Ende jeder Sitzung wird zudem der Spielzug "Bande justieren" ausgelöst: Jede*r nennt eine Figur, der sich die eigene Figur nähergekommen zu sein denkt und erhöht den Wert der gemeinsamen Bande um 1. Trifft das auf niemanden zu, wird eine Figur ausgewählt, von der man sich in der laufenden Sitzung entfremdet hat und die Bande um 1 gesenkt.Die stats selbt sind neben der bereits erwähnte Bande noch Body, Mind, Spirit und Guile (also in etwa Körper, Verstand, (Kampfes)Geist und Listigkeit. Auf diese vier Werte werden +2, +1 und zwei Mal -1 verteilt. Die Charaktere sind also v.a. in einer Sache besonders gut, in einer zweiten OK und in den beiden anderen eher ziemliche Nieten. Das nötigt die Gruppe zum Zusammenhalten. Durch das Ansammeln von 5 Erfahrungspunkten kann man eine Stufe aufsteigen und z.B. einen Stat verbessern (auf max. +3) oder einen neuen Klassenspielzug aktivieren.
Das Herz von Comrades -- und der Grund, weshalb ich denke, dass es eher kein Oneshot-System ist -- sind die Revolutionspfade (Pathways to Revolution). Das Voranschreiten der revolutionären Zelle auf dem Weg zur Revolution kann im Spiel auf fünf verschiedenen Wegen erfolgen: Force, Organization, Zealotry, Mayhem und Fellowship. Mechanisch sieht das so aus, dass am Ende jeder Sitzung die Gemeinschaft eine Figur bestimmt, die sich in der Sitzung mit ihren Bemühungen um die Revolution besonders hervorgetan hat. Dann wird bestimmt, welche der Pfade in dieser Sitzung eine Rolle gespielt haben. Hat man mit Bomben und ggf. Kollateralschäden die Gegner bekämpft...? Dann vielleicht Verwüstung (mayhem). Hat man einen aufwändigen und sorgfältigen Plan durchgeführt...? Dann vielleicht Organisation (organization). Hat man sich mit einer rivalisierenden Gruppe aus dem politisch entgegengesetzten Spektrum eine Schlägerei geliefert...? Dann Kraft (force) usw. Die eingangs bestimmte Figur würfelt mit den eigenen (!) stats dann auf alle ausgewählten Pfade. Bei einer 10+ schreitet die Gruppe einen Level auf diesem Pfad voran. Bei einer 7-9 schreitet man nicht voran, hat sich aber öffentliches Ansehen und für alle je einen Erfahrungspunkt verdient (bei kürzeren Kampagnen empfiehlt das Regelwerk, auch hier voranzuschreiten). Es gibt pro Pfad fünf Level, von denen jeder in der kommenden Sitzung einen Vorteil bietet: Etwa ein Waffen- oder Sprengstofftraining für alle Mitglieder, oder ein verstärktes Gemeinschaftsgefühl, dass den Bandenwert steigen lässt usw. Erreicht die Gruppe auf einem der Pfade Level 5 geht es zur Sache und die Gruppe kann die Revolution starten: Je nach Pfad durch Wahlen, Straßenkämpfe, Schreckensherrschaft, das Anzetteln von Massenprotesten oder Attentate.
Die Spielbücher
Das Herz eines PbtA-Spiels sind die Spielbücher. Die sind in Comrades sehr schön geschrieben. Es gibt Künstler*in, Schläger*in, Demagog*in, Mystiker*in, Patron*in, Profi, Propagandist*in, Soldat*in, Student*in und Arbeiter*in. Die jeweiligen Klassenspielzüge bereichern das Spiel durch ihre Vielfalt (auch wenn es den ein oder anderen +1 auf dies, +1 auf jenes-Spielzug gibt). Einige Spielzüge modifizieren bestehende Grundspielzüge (etwa Schläger*in: "Wenn Du jemandem etwas brutal Ehrliches sagst, zählt das schon als 'Einen ruhigen Moment teilen'. Füge +1 auf den Wurf hinzu."). Mit anderen kann man eine Gang erhalten. Oder Stat-Werte außerhalb der o.g. Verteilung bestimmen. Oder im Allgemeinen etwas tun, das nah an der Natur des Spielbuchs ist, wie etwa "Geld auf das Problem schmeißen" (Patron*in), sich eine Waffe oder Bombe aus Alltagsgegenständen zusammenmacgyvern (Profi) oder Dinge herstellen oder reparieren (Arbeiter*in).
Setting
Das Spiel kommt mit einem vorgefertigten Setting daher, wobei es ohne Aufwand möglich ist, eine Comrades-Runde in einem eigenen Setting spielen zu lassen. Das Setting spielt im fiktiven osteuropäischen Reich Khresht (also eine klassische ruritanische Romanze, nach dem ebenso vergnüglichen, wie kurzweiligen Roman The Prisoner of Zenda von Anthony Hope). Im Februar 1915 leidet die Bevölkerung Khreshts nicht nur am harten Winter und dem Anrücken der Armee des Deutschen Kaisers, sondern auch an der krassen Armut und Vermögensungleichheit in Khresht selbst. Während auf den Straßen die Menschen verhungern und erfrieren, werden im Türkisen Palast lukullische Gastmähler abgehalten. Kein Wunder, dass es in der Hauptstadt rumort.... In meinen eigenen Runden (s.u.) habe ich nur den groben Rahmen von Khresht übernommen, alles andere aber improvisiert.Ergänzt wird dieses sehr ausführliche Setting um zwei weitere, kurze Settingskizzen: New York 1777 und Callisto 2219, einem futuristischen Setting also, denn warum sollen Revolutionen immer nur eine Sache der Vergangenheit sein?! Letzteres spielt auf dem vierten Jupitermond; ersteres inmitten des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.
Die Spielerfahrung (und Fazit)
Comrades: A Revolutionary RPG ist ein PbtA-Spiel, das durch sein Setting besticht. Bei uns kamen in allen Runden eher politische Romanzen heraus, mit tragischen Helden und Verzweiflungstaten und ich hatte das Gefühl, dass jede Sitzung mit hektischen Parallelmontagen endete, weil sich so viele Dinge gleichzeitig ereigneten. Allerdings haben auch die ruhigen Momente und die politischen Debatten ihren Platz gehabt. Kurz: Das Spiel kann eine Reihe von Stimmungen einfangen und gut bedienen.
Die erste Sitzung war ein TwoShot auf der Drachenzwinge und sie endete mit einem Pyrrhussieg für die Genoss*innen. Zwar konnte das verhasste Khresther Kaiserhaus gestürzt werden, aber die Genoss*innen hatten dafür so hohe Opfer bringen müssen, dass die Faschisten die Gunst der Stunde ergriffen und Khresht unter ihre Herrschaft brachten. Die Spieler*innen hatten den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben! Auf dem Weg dorthin opferte sich der Schläger [The Brute] für die gerechte Sache und warf sich in die Schussbahn. Das bestimmte sehr stark den weiteren Verlauf der Sitzung. Die revolutionäre Zelle unter der Finanzierung der Patronin (The Patron; deren Geld ausgerechnet aus der Waffenproduktion kam, mit der die Polizei die Revolutionär*innen abschoss!) wurde dadurch in eine regelrechte Jetzt-erst-recht-Stimmung versetzt und sprengte am Ende das Opernhaus in die Luft, in dem eine berühmte Primaballerina (The Artist) ihren buchstäblich letzten Tanz aufführte. Kaiserin und Obrigkeit waren anwesend, als das Dach einstürzte. Danke an alle Mitspieler*innen aus der Drachenzwinge (@drachenzwinge), darunter auch Niniane (@storiesandchars) vom Fatecast (ihr Student [The Student] wurde von den Faschist*innen nach deren Machtergreifung zwangsexmatrikuliert und sein Schicksal ist bis heute ungeklärt...).
Die zweite Gruppe beendete das Spiel mit einem klareren Sieg der Genoss*innen. Aber darüber muss ich nicht so viel schreiben, da diese drei Sitzungen aufgezeichnet sind. Ich habe sie unten für Euch verlinkt. Schaut uns also gerne zu, wie wir das Regime in Khresht zu Fall bringen.
Actual Plays und weiterführendes Material
Es gibt nicht so viele APs. Tatsächlich waren unsere deutschen APs die ersten im Netz. Wir haben über den Gauntlet gespielt.
Wer nach diesem Artikel oder nach dem Anschauen der APs Lust auf das Spiel bekommen hat, kann es z.B. auf DriveThruRPG oder beim Sphärenmeister kaufen.
Comrades: Nieder mit der Khresther Kaiserin Teil 1von3
Comrades: Nieder mit der Khresther Kaiserin Teil 2von3
Comrades: Nieder mit der Khresther Kaiserin Teil 3von3
David Morrisons San Judas-Reihe
Interview mit W.M. Akers auf Hijos del Rol
Sonntag, 8. September 2019
Interview with Catherine Ramen
Earlier today, I blogged about Catherine Ramen's fascinating game Red Carnations on a Black Grave. It just sounds so good that I really wanted to speak to Catherine about it. She kindly agreed to give me an interview. It helped that EST and CET are rather compatible time zones.
Eike: Tell me a bit about yourself as game designer and about your roleplaying biography.
Catherine: My first roleplaying game was Moldvay D&D Basic in the pink starter box with the cheap plastic dice... But my early games were mostly AD&D and Traveller. In my last year in college, I ran a 2nd Edition D&D campagin that was shockingly railroady. And then I didn't play for a long time after that. So I basically missed the enitre White Wolf era, all of that. I read Vampire when it came out, I knew about all these things, but I never got to play them. I missed a huge chunk of the 90s. And then, in 2010, I joined a D&D 3.5 group, and I also played some Call of Cthulhu, and the next thing I knew I started to read indie games for the first time. I then found Ben's site Ars Ludi and my journey was actually mirroring his, because I was reading his older articles about doing stuff with d20 to make it more story-driven and I thought: "I can try all of this in my Pathfinder campaign!" And that just gradually led me into more and more indie games, including games that became really influential to me. I played an amazing game of Witch: The Road to Lindisfarne. And that led me to Montsegur eventually.
Eike: When did you start designing games?
Rovers by Catherine Ramen |
Catherine: I wrote a little hack of World of Dungeons (Turbo) that I called Rovers. That was my love letter to classic Traveller. And I also wrote a game called Midnight at the Oasis. And then this, Red Carnations on a Black Grave.
Eike: ... and Nerves of Steel, a translation of a Swedish film noir game called Nerver av stål?
Catherine: Oh no, I didn't translate that. Nerves of Steel a game that Simon Petersson wrote and two years ago he wrote a long thread on the old storygames website that basically explained how to do it. So I used what was there to actually play the game once, and then I just messaged him and asked if he would mind if I turned this into an English edition. He gave me the Swedish rules. I machine-translated that and a Swedish friend helped me on a couple of things. I took that, made it a little more "American", wrote a section about how to use the rules to do neo noir.
Nerves of Steel: A Film Noir Story Game |
Catherine: I think we all have to acknowledge at this point that historical games are kind of my schtick. The series of online games I've been running mostly in the last couple of years has been my Kingsport series. It is mostly Monsterhearts, mostly set in Lovecraft's little town. I also did a three-months-long mini campagin that used Alas for the Awful Sea (Kingsport 1851), which was set on a whaling ship. And that was basically my love letter to Moby Dick. I also used War and Peace with Good Society, and I'm probably going to do another online run of that in January, except I think I'm going to use Anna Karenina this time. So, historical games are kind of my thing, and at the time I came up with Red Carnations, I had been kicking around the idea of maybe doing something with the French Revolution, and I just thought I could do something like Montsegur.
One day, I just walked around the Village for a while and I went into a large used book store called The Strand, where I found a copy of the graphic novel The Red Virgin and the Vision of Utopia. At some point, I was looking at this and I said: A bunch of people with different beliefs crammed into a small space and they all died... oh, this is Montsegur! Then I thought, I could write up a Montsegur hack pretty quickly. It started some time in September 2017, I guess, and I had a playtest version that I brought to Metatopia that year. People there liked it even in its very rough form, and so I kept developing and playtesting it. The playtests made the game a lot less "montsegury"... Also the ending is very different from Montsegur.
One of the things that died very early was any division between the two characters. Everytime I played it, I said, make one of the two characters your primary, but people kept playing their characters about the same amount of time. Another thing that I changed was the opening scene. Jasmin Neitzel (@TheWorstRPG) invented the opening montage scene by accident. There was a scene in which she was playing Camille and during the question phase we determined Camille had started her own newspaper. So, the opening scene that Jasmin narrated was Camille running around Montmartre and just trying to interview everybody, and so we got to see all the characters. Thinking back after that round of playtest I thought: That was the only time I ever liked the opening scene, because before I couldn't get it to work. Originally, the opening prologue scene was where you play out the seizure of the cannons, but that never worked, because dramatically it was completely fucked, because we all knew what was going to happen... Then I tried just one person narrate something around the time of that and from that Jasmin came up with a better idea and then, after that, I just made that the formal way the game starts: Everybody just does a short image of what their character is doing before, after, or during the seizure of the cannons. And that turned out to be one of the best things in the game, I think.
One day, I just walked around the Village for a while and I went into a large used book store called The Strand, where I found a copy of the graphic novel The Red Virgin and the Vision of Utopia. At some point, I was looking at this and I said: A bunch of people with different beliefs crammed into a small space and they all died... oh, this is Montsegur! Then I thought, I could write up a Montsegur hack pretty quickly. It started some time in September 2017, I guess, and I had a playtest version that I brought to Metatopia that year. People there liked it even in its very rough form, and so I kept developing and playtesting it. The playtests made the game a lot less "montsegury"... Also the ending is very different from Montsegur.
Cover of Red Carnations on a Black Grave |
Eike: You said earlier that the historical side of games is what interests you the most. At the same time you mentioned a lot of literary texts that inspired you. And I remember trying to persuade you writing up a Good Society hack that used Middlemarch --
Catherine: Middlemarch! That maybe a bit too much for me. However, on your insistence I did finally read Henry James's Portrait of a Lady, that is, finally got past page 100...
Eike: So, literature and history seem to be equal sources of inspiration. I imagine there are many players who'd rather avoid historical games for fear of not living up to the standards of historical accuracy. So, how important would you say is historical accuracy for a game of Red Carnations?
Catherine: It's exactly as important as the table wants to make it. It's interesting that you bring this up, because we just had this discussion in a debrief of the Kingsport series last week, and my answer for Kingsport was: If I am running a historical game, it's my assumption that I'm the one who has to do the heavy work of correct historicity.
Eike: Red Carnations is also politically charged. Did you ever fear that some might find it too heavy or would feel that it required too much expertise in revolutionary history and political systems.
Catherine: The thing I say when I facilitate it, and it's in the rules as well: The game is highly politically charged and everything in the game is going to push you into a political situation... the politics have never not happened. My advice is always to players that they should not try and jump in with both feet and try to figure out how to play a socialist revolutionary, because you know what: I don't know how to play a mid-nineteenth century French socialist, and I did the research! So, the game is designed to set up, at the beginning, through the question phase, a web of people that have different ideas, needs, injuries, and situations. And I always tell people that it's totally OK to have people that are doubtful about the Commune. The little story cards are almost entirely based on actual posters published by the Paris Commune during the 72 days it was around, and they, too, are going to push you in a political direction.
Eike: There is only a handful of games with an explicitly political setting like Red Carnations. Games about revolutions. Do you have any ideas why that is so?
Catherine: There is less of an interest in revolutions, especially doomed revolutions, as they're not so much a power fantasy. Also people are sometimes worried about getting the politics wrong. I think that Red Carnations works because of the specifically tragic nature of how it is going to play out. That can pull people in who might not know or even care that much about politics. I do think the fact that I'm not as leftist as the people in the game may have helped me write it. I'm reasonably leftist, but not generally revolutionary. Some of that is just informed by being queer and by the country I live in. My sympathies, however, are completely with the Commune. That said, there were reasons the Commune fell and not all of them were the army.
Eike: That's an interesting point. For Karl Marx, who, only two days after the end of the Paris Commune, wrote an article, "Civil War in France" ("Der Bürgerkrieg in Frankreich"), saw the central conflict as an inner/outer one: between the socialist Communards within Paris, and the bourgeois government outside of it, in Versailles. Does Red Carnations focus on that inner/outer conflict as well, or would you say that its sole interest is in the stories within the Commune?
Eike: The Kickstarter was extremely successful. It collected over $23.000 and reached a number of stretch goals (which means content that you had to create from scratch). Can you tell me a bit about where you are in the process of the production? Is everything still on schedule?
Karl Marx wrote about the Paris Commune |
Catherine: Actually, the design goal that emerged during the process was that I kind of pulled back from doing things at a very macro level of the Commune. The first thing I worked on when I wrote the game was the character cast list. I spent a couple of weeks researching names and coming up with ideas. The original cast list was also different. There was a priest, there were some explicitly religious characters, there were some middle-class characters. Then I saw La Commune (Paris, 1871) by Peter Watkins, for all 5,5 hours at Columbia University, sitting on an uncomfortable chair. It's a sort of mock documentary of the Commune. That movie focuses very tightly on the working-class elements of the Commune, and when I came out of that I realized I had to redo the cast list. So, I changed it. Some of the former characters, like Théophile Ferré, pulled the focus away from the Montmartre setting. And I wanted to pull away from having to worry about the struggle of the Commune council and the various factions. Instead I wanted to focus on the experience of a bunch of people who had survived the dreadful siege of Paris, and who now woke up one day to discover that the revolution was complete, and that they had everything they wanted, but now they're coming to take that away from them. I wanted to focus on that tragic dimension.
Eike: You dropped characters like the priest...
Catherine: ... and a nun, I also had a nun in the first version of the game!
Eike: ... and the nun. Does that mean that religion is not an issue in Red Carnations anymore?
Catherine: There is a question card that you can draw that asks "What was your religious upbringing? Why did you lose your faith?" I have played the game with characters that were irreligious and anti-religious, and also characters that were having a very deep and complicated argument with their religion in the course of the game.
Eike: What makes the Paris Commune a special setting? Would you say that your game is easily "hackable"? Could one write a "French Revolution hack" of your game, or, say, a "1989 revolution in Germany" hack and so on?
Montsegur 1244: An important source of inspiration for Red Carnations |
Catherine: Generally yes. Although some revolutions, like the French Revolution, might be a little more difficult. I mentioned before that I was inspired by Montsegur, which has a tragic dimension. And for that regard the Commune is great, because it was so unexpected, it had the potential to change so many things, to the point where nobody really knew what to do, and then it ends so tragically, and it is a little-known piece of history. The fact that the Commune is so compressed in space and time makes it very attractive to do for a dramatic setting. I even did at one point consider doing a whole trilogy of horribly failed leftist revolutions: The Spanish Civil War was on that list, or the turbulent months in Berlin after the end of the Great War, with the execution of Karl Liebknecht and Rosa Luxemburg, and Kronstadt in 1921. At the same time I was developing the early parts of Red Carnations, I was working on a Dogs in the Vinyard hack to set it in the Russian Civil War... But I think at this point I'm not really sure if I want to do that many more failed leftist revolutions. But is my game hackable? Sure! Especially, if the revolution is not, like the French Revolution, too open-ended.
Catherine: Yes, it is going pretty well. I have a little more work to do on the new characters. Some of them are from outside the Western cultural sphere and I'm asking people to help me write them. A lot of the stuff I have commissioned has been sensitivity and history reads for the various different characters. There is now an Algerian and a Vietnamese character, and an African-American character from New Orleans. I'm hoping to get all of that to the editor in the middle of September and then hopefully getting it into layout by October. So, everything is on schedule.
Eike: What are your roleplaying projects for the immediate future?
Catherine: I promised some friends to try a Good Society Anton Chekhov play. I haven't had much time to do anything on it yet. I've started thinking more and more to do a game that will allow you to create the kind of story that you get in the realist theater, like Chekhov, Ibsen, and, maybe, O'Neill (though not Strindberg, because he was a nasty human being...). That's interesting on the level that a lot of the things that were of concern to the nineteenth century are still important: misogyny, queer love, and all of these questions are still relevant. So, in other words, I'm trying to design yet another game that 100 people will like (*laughs*).
Eike: Thank you, Catherine, for your time!
#indieseptember Tag 38: "Red Carnations on a Black Grave" von Catherine Ramen
Es ist eine gewisse Herausforderung, über ein Spiel zu schreiben, das noch gar nicht veröffentlicht ist. Es gibt also keine Erfahrungswerte und keine intensive Textanalyse in diesem Artikel. Stattdessen nehme ich die Spuren, die überall verteilt sind (die Infos von Catherine, die APs, die Kickstarter-Kampagne und auch das Interview, das ich mit Catherine geführt habe) und nutze diese, um dem Spiel Vorschusslorbeeren zu geben, die es ganz sicher verdient hat. Ich bin auf jeden Fall schon lange nicht mehr so gespannt auf ein Spiel gewesen, wie auf Red Carnations on a Black Grave (als Beweis für meine Vorfreue sei hier nur erwähnt, dass es der einzige Kickstarter ist, bei dem ich der erste Backer war; da habe ich 60 Sekunden vor Beginn alle paar Sekunden auf F5 geklickt...).
Red Carnations ist laut Untertitel ein "story game of resistance", ein Erzählspiel über Widerstand. Historisch geht es um einen ganz speziellen Widerstand, den der Pariser Kommune gegen die anrückenden Regierungstruppen. Die Pariser Kommune existierte vom 18. März 1871 bis zum 28. Mai 1871, also gerade einmal 72 Tage. Seinen Titel erhält das Spiel von einem Gedicht von Louise Michel, einer Kommunardin, die auch als Figur im Spiel vorkommt. Gleich in der ersten Strophe ist die Rede von dem schwarzen Friedhof, dem "noir cimetière", auf dem die roten Nelken, "rouges oeillets", blühen: Rote Nelken auf einem schwarzen Grab (historisch: dem Grab von Théophile Ferré, der 1871 hingerichtet worden war und der in einer frühen Fassung des Spiels auch eine spielbare Figur war).
Karl Marx über die Pariser Kommune
Die Kommunardin Louise Michel (1894) Von Félix Vallotton (lizenzfrei) |
Wie so oft bei Marx wechseln sich Passagen sachlicher Analyse der politischen Verhältnisse ab mit polemischen Passagen, in denen Marx anklagend die Schuldigen der Misere benennt. Zitiert wird häufiger der Polemiker Marx, der über das Ende der Pariser Kommune schreibt:
Das heitere Arbeiter-Paris der Kommune verwandelt sich plötzlich, unter den Händen der Bluthunde der „Ordnung“, in ein Pandämonium. Und was beweist diese ungeheure Verwandlung dem Bourgeoisverstand aller Länder? Nichts, als dass die Kommune sich gegen die Zivilisation verschworen hat! Das Pariser Volk opfert sich begeistert für die Kommune; die Zahl seiner Toten ist unerreicht in irgendeiner früheren Schlacht. Was beweist das? Nichts, als dass die Kommune nicht des Volks eigne Regierung, sondern die Gewalthandlung einer Handvoll Verbrecher war! Die Weiber von Paris geben freudig ihr Leben hin, an den Barrikaden wie auf dem Richtplatz. Was beweist das? Nichts, als dass der Dämon der Kommune sie in Megären und Hekaten verwandelt hat!
Für Marx ist der Konflikt zwischen dem Innen (der Kommune) und dem Außen (der bourgeoisen Kräfte) zentral. Das vorliegende Spiel Red Carnations kann diese Konflikte ebenfalls abbilden, befasst sich aber in erster Linie mit den Konflikten innerhalb der Kommune.
Red Carnations on a Black Grave: Art und Ton des Spiels
Uniformen der Kommunarden (lizenzfreies Bild) |
Der Ton des Spiels ist ernsthaft und zuweilen auch tragisch. Denn jede*r am Tisch weiß, dass am Ende der Sitzung auch die Pariser Kommune zu einem (blutigen) Ende kommen wird. Viele liebgewonnene Charaktere werden sterben. Wobei überleben auch nicht unbedingt eine Gnade sein muss. Denn die überlebenden Charaktere müssen am Ende des Spiels eine schwere Entscheidung treffen: Bleiben sie im Widerstand und riskieren damit ihr Leben, kooperieren sie mit der französischen Regierung, um das Strafmaß zu verringern, oder suchen sie ihr Heil in der Flucht. Ganz gleich, wie sie sich entscheiden: Ein Happy End gibt es in Red Carnations on a Black Grave nicht.
Doch gleichzeitig war die Zeit der Kommune auch eine Zeit der Freude und des Genusses einer neugewonnenen Freiheit. Teile des Spiels werden sich also auch darum drehen, diese neue Freiheit zu erkunden und erleben. Da Freiheit nicht mit einem Handbuch geliefert wird, werden die Charaktere dabei auch Fehler machen und versuchen, deren Folgen zu verarbeiten.
Red Carnations on a Black Grave: Regeln
Das Spiel ist ein SL-loses, kartenbasiertes, freies Rollenspiel (frei im Sinne von "freeform", also wenig durch Regeln geleitet). Catherine nennt als Inspirationsquellen die Spiele Montsegur: 1244 (das auch von Ulisses in seiner kurzlebigen Reihe Narrativa ins Deutsche übersetzt worden ist) und Witch: the Road to Lindisfarne, über das ich bereits im vergangenen Jahr berichtete und das ich sehr gerne mag und es auch auf der diesjährigen 3W6 Con leiten werde (mit der dt.-sprachigen Übersetzung, die mir ScarSacul freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat).
Wie erwähnt, stellt jede*r Spieler*in zwei Figuren dar, die in der Kommune leben. Die Figuren werden aus bestehenden ausgewählt, es werden also keine Charaktererschaffungsregeln benötigt. Die vorgefertigten Figuren (teils historische Persönlichkeiten, teils fiktive Charaktere) sind untereinander bereits verbunden. Jean Guy ist zum Beispiel ein Soldat und Metzgereigehilfe, der mit Josephine verheiratet ist, die wiederum eine Wäscherin ist und im örtlichen Krankenhaus aushilft, die von Dominique betrieben wird usw. Die Stretchgoals im Kickstarter haben dem Spiel weitere Charaktere hinzugefügt, darunter namhafte historische Persöblichkeiten wie Elisabeth Dmitrieff (deren Leben in dem Comicband Auf die Barrikaden! erzählt wird), Gustave Courbet oder Victor und Anna Jaclard.
Das Spiel läuft in Szenen und Runden ab. Es gibt drei Runden, von denen jede mind. eine Szene pro Spieler*in enthält (so kennt man es aus Spielen wie z.B. Dæmon of the Forest). In jeder Szene hat ein*e Spieler*in das Erzählrecht, um die Szene zu gestalten (setting the scene). Diese*r Spieler*in darf also das Wann und Wo und Wer der Szene bestimmen und hat auch im Laufe der Szene die Hoheit über die Erzählung.
Das Spiel hat zudem 80 Spielkarten, von denen zu Beginn jede*r eine zieht. Darauf steht eine Frage, die man nun jemand anderem am Tisch stellt. Zum Beispiel: "Welche Geschichte erzählst Du den Leuten über Deinen Vater und weshalb schämst Du Dich für die Wahrheit über ihn?" Oder: "Wer ist Dein*e beste*r Kund*in und wieso bittet sie*er Dich um mehr Geld?" Oder: "Wer war ein Informant für die Polizei vor Beginn der Kommune?" Oder: "Ein Charakter ist Dein Vater. Wer? Und weißt Du davon?" Oder: "Nenne einen Charakter in den einer Deiner Charaktere verliebt ist und frage dessen Spieler*in, ob der geliebte Charakter die Liebe erwidert!" usw. Die Antworten schaffen schnell Konflikte -- persönliche wie politische -- die dann im Spiel ausgespielt werden können.
Am Ende der dritten Runde geschieht das Unausweichliche und die französischen Truppen erobern Paris und töten in Montmartre zwischen 10.000 und 30.000 Menschen. Nicht alle dieser Opfer bekommen einen Prozess. Viele werden an Ort und Stelle niedergemetzelt und erschossen wie räudige Hunde. Viele werden in die Kolonien deportiert. Die überlebenden Charaktere entscheiden nun über ihr Schicksal: Fluchtversuch, Kooperation mit der französischen Regierung oder ein Einstehen (und Sterben) für die gerechte Sache. Danach werden wieder Karten gezogen, denn nicht unbedingt erhält ein*e Kommunard*in das Ende, was sie*er sich gewünscht hat. Manchmal ist das Leben grausam... und ein Fluchtversuch kann zum Beispiel in einer Deportation oder einer Hinrichtung enden. Keine Frage: Am Ende blühen rote Nelken auf einem schwarzen Grab.
Wie erwähnt, stellt jede*r Spieler*in zwei Figuren dar, die in der Kommune leben. Die Figuren werden aus bestehenden ausgewählt, es werden also keine Charaktererschaffungsregeln benötigt. Die vorgefertigten Figuren (teils historische Persönlichkeiten, teils fiktive Charaktere) sind untereinander bereits verbunden. Jean Guy ist zum Beispiel ein Soldat und Metzgereigehilfe, der mit Josephine verheiratet ist, die wiederum eine Wäscherin ist und im örtlichen Krankenhaus aushilft, die von Dominique betrieben wird usw. Die Stretchgoals im Kickstarter haben dem Spiel weitere Charaktere hinzugefügt, darunter namhafte historische Persöblichkeiten wie Elisabeth Dmitrieff (deren Leben in dem Comicband Auf die Barrikaden! erzählt wird), Gustave Courbet oder Victor und Anna Jaclard.
Das Spiel läuft in Szenen und Runden ab. Es gibt drei Runden, von denen jede mind. eine Szene pro Spieler*in enthält (so kennt man es aus Spielen wie z.B. Dæmon of the Forest). In jeder Szene hat ein*e Spieler*in das Erzählrecht, um die Szene zu gestalten (setting the scene). Diese*r Spieler*in darf also das Wann und Wo und Wer der Szene bestimmen und hat auch im Laufe der Szene die Hoheit über die Erzählung.
Das Spiel hat zudem 80 Spielkarten, von denen zu Beginn jede*r eine zieht. Darauf steht eine Frage, die man nun jemand anderem am Tisch stellt. Zum Beispiel: "Welche Geschichte erzählst Du den Leuten über Deinen Vater und weshalb schämst Du Dich für die Wahrheit über ihn?" Oder: "Wer ist Dein*e beste*r Kund*in und wieso bittet sie*er Dich um mehr Geld?" Oder: "Wer war ein Informant für die Polizei vor Beginn der Kommune?" Oder: "Ein Charakter ist Dein Vater. Wer? Und weißt Du davon?" Oder: "Nenne einen Charakter in den einer Deiner Charaktere verliebt ist und frage dessen Spieler*in, ob der geliebte Charakter die Liebe erwidert!" usw. Die Antworten schaffen schnell Konflikte -- persönliche wie politische -- die dann im Spiel ausgespielt werden können.
Am Ende der dritten Runde geschieht das Unausweichliche und die französischen Truppen erobern Paris und töten in Montmartre zwischen 10.000 und 30.000 Menschen. Nicht alle dieser Opfer bekommen einen Prozess. Viele werden an Ort und Stelle niedergemetzelt und erschossen wie räudige Hunde. Viele werden in die Kolonien deportiert. Die überlebenden Charaktere entscheiden nun über ihr Schicksal: Fluchtversuch, Kooperation mit der französischen Regierung oder ein Einstehen (und Sterben) für die gerechte Sache. Danach werden wieder Karten gezogen, denn nicht unbedingt erhält ein*e Kommunard*in das Ende, was sie*er sich gewünscht hat. Manchmal ist das Leben grausam... und ein Fluchtversuch kann zum Beispiel in einer Deportation oder einer Hinrichtung enden. Keine Frage: Am Ende blühen rote Nelken auf einem schwarzen Grab.
Actual Plays und weiterführendes Material
Es gibt eine Zahl von sehr hörenswerten APs in Podcastform. Darunter auf James D'Amatos OneShot Podcast (Folge 1, Folge 2, Folge 3) sowie bei She's a Super Geek (ebenfalls in drei Teilen).
Interviews mit Spieleentwicklerin Catherine Ramen gibt es u.a. auf Alex Roberts' Backstory-Podcast sowie im Video-Podcast Hijos del Rol (s. nachfolgendes Video).
Interview mit Catherine Ramen bei Hijos Del Rol
Es gibt einen sehr schönen deutschsprachigen Bericht über das Spiel auf pnpnews.de von Tony.
Zur Geschichte der Pariser Kommune gibt es zahllose Bücher. Wer sich auf unterhaltsame Weise dem Thema nähern möchte, dem seien die beiden Graphic Novels Auf die Barrikaden! von Wilfried Lupano und Anthony Jean sowie Die Macht des Volkes: Die Kanonen des 18. März von Jacques Tardi (nach dem Roman Le Cri du peuple von Jean Vautrin) empfohlen, die auch beide in dt.-sprachiger Übersetzung vorliegen. Eine weitere Graphic Novel, die Catherine als Inspiration gedient hat, ist The Red Virgin and the Vision of Utopia von Mary M. Talbot und ihrem Ehemann Bryan Talbot.
Auch zu empfehlen ist der Revolutions-Podcast des Politologen Mike Duncan (der auch das Vorwort zu Red Carnations schreiben wird) und dessen Folgen zur Pariser Kommune.
Auch zu empfehlen ist der Revolutions-Podcast des Politologen Mike Duncan (der auch das Vorwort zu Red Carnations schreiben wird) und dessen Folgen zur Pariser Kommune.
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